Sehr geehrte Frau Jarasch, sehr geehrte Frau Giffey,
sehr geehrter Herr Lederer, sehr geehrter Herr Wegner, sehr geehrter Herr Czaja,
als Elternteil erlebe ich Schule seit Jahren als Mangelsystem, das den Bedürfnissen meiner und anderer Kinder nicht gerecht wird.
Ich erlebe immer wieder andere engagierte Eltern und motivierte Pädagog*innen, die versuchen, in einem furchtbaren Mangelsystem das Beste für ihre Schüler*innen zu erreichen. Aber engagierte Eltern, Lehrer*innen, Erzieher*innen und Sozialarbeiter*innen können nur begrenzt auffangen, was an Berliner Schulen systematisch fehlt.
Schulen werden allein gelassen, vor Corona und während Corona. Es ist unendlich traurig zu sehen, wie viele Kinder an Schulen nicht so begleitet werden, wie sie es brauchen. Das ist ein Drama für die Kinder und für unsere Gesellschaft.
Ich bin nicht mehr bereit, nur zuzusehen, wie Mangel verwaltet wird, wie motiviertes Personal durch Überlastung und schlechte Ausstattung frustriert und demotiviert wird, wie Schüler*innen ohne Abschluss die Schule verlassen und wie Inklusion zwar genannt, aber nicht gelebt wird. Ich will, dass Schule anders wird. Starten müssen wir jetzt!
Schule soll ein Ort sein, an den die Kinder gerne gehen, weil sie dort auf Menschen treffen, die sich ihren Bedürfnissen widmen. Eine Schule, die allen gerecht wird und Bildung für alle tatsächlich ermöglicht! Und das ist kein netter Wunsch, sondern ein Recht, das in der Verfassung, dem Schulgesetz und der Ratifikation der UN-Behindertenrechtskonvention verankert ist.
Sie haben die Möglichkeit, etwas zu bewegen und für bessere Bildung und Bildungsgerechtigkeit zu sorgen.
Hören Sie auf Eltern, Schüler*innen, Lehrkräfte, Sozialarbeiter*innen und Erzieher*innen, die sich gemeinsam in der Kampagne „Schule muss anders“ zusammengeschlossen haben. Sorgen Sie dafür, dass die 4 Kampagnenforderungen im neuen Koalitionsvertrag verankert werden und
-
- es an Schulen mehr Zeit für Beziehungs- und Teamarbeit – und damit es Entlastung für alle – gibt,
- Teams aus unterschiedlichen Berufen an die Schulen kommen,
- mehr Personal eingestellt und dafür die Zahl der Studien- und Ausbildungsplätze für Lehrkräfte, Erzieher*innen und Sozialarbeiter*innen massiv erweitert werden (u.a. in den nächsten Hochschulverträgen),
- dass Diskriminierung bekämpft und schulische Teilhabe garantiert wird!
Details zu den Forderungen finden Sie hier: https://www.schule-muss-anders.de
Ich unterstütze die Forderungen der Kampagne und gehe davon aus, dass auch Sie sich hinter die Forderungen von „Schule muss anders“ stellen, wenn Ihnen Bildung und Bildungsgerechtigkeit in dieser Stadt wichtig sind?
Ich freue mich auf Ihre zeitnahe Antwort.
Mit freundlichen Grüßen
Antwort FDP
ANTWORT FDP
Sehr geehrter Nachname,
vielen Dank für Ihre E-Mail zum Recht auf Bildung. Aus anderen Zuschriften ähnlichen Inhalts wissen wir, dass Ihr Blick auf die Berliner Schullandschaft von vielen anderen Menschen, deren Kinder in Berlin zur Schule geteilt wird. Wir danken Ihnen für Ihr Engagement. Es verdient bei den Herausforderungen, denen sich Eltern schulpflichtiger Kinder in der Pandemie gegenüber sahen, höchste Wertschätzung.
Kinder verdienen ein Lernumfeld, das ihre Begabungen fördert. Die Bildungschancen dürfen nicht vom sozialen Hintergrund der Kinder, aber auch nicht vom zufälligen Glück abhängen, in eine Schule zu gehen, deren Lehrkräfte sich besonders engagieren. Wir erleben in der Pandemie viele Lehrkräfte, die sich mit hoher Kompetenz für den Bildungserfolg der ihnen anvertrauten Kinder engagieren. Wir erleben aber auch Schulen, denen die Auseinandersetzung mit den bürokratischen Anforderungen der Berliner Bildung die Energie für die unmittelbare Arbeit mit den Kindern raubt.
Wir nehmen das Bürgerrecht auf Bildung ernst und wollen es für alle Kinder und Jugendlichen sichern.
Ihre Forderungen bestätigen unseren pragmatischen Kurs für garantierte Bildungschancen. Wir teilen Ihre Auffassung, dass der Erfolg aller Bildungsanstrengungen von der Qualität der unmittelbaren Arbeit und Zusammenarbeit der Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler abhängt.
Deshalb freuen wir uns über die gemeinsame Forderung nach multiprofessionellen Teams und mehr Personal, die sie auch im Regierungsprogramm der FDP Berlin zur Abgeordnetenhauswahl finden. Wir wollen Schulen ohne Unterrichtsausfall mit einer möglichst fachgerechten Vertretung. Dafür muss die Personalausstattung in allen Positionen der Zumessungsrichtlinie für pädagogisches Personal auf 110 Prozent angehoben werden, um den möglichst fachgerechten Vertretungsbedarf der Schulen zu decken.
Dazu brauchen wir mehr Lehramtsstudienplätze an den Berliner Hochschulen, damit Berlin dem eigenen Bedarf an ausgebildeten Pädagoginnen und Pädagogen besser gerecht werden kann.
Auch bei Ihrer vierten Forderung ziehen wir an einem Strang: Wir Liberale verteidigen die Freiheit aller Menschen und treten jeder Form der Diskriminierung entschieden gegen, weil wir die Verpflichtung des
Grundgesetzes, die Würde jedes einzelnen Menschen zu schützen, ernst nehmen. Bildung muss dazu beitragen, dass diese Verantwortung früh vermittelt und der Respekt füreinander altersgerecht und kontinuierlich eingeübt und gelebt wird.
Insofern kann ich Ihnen sagen, dass Ihre Forderungen bei der FDP auf offene Ohren und Willen zur Umsetzung stoßen. Wir arbeiten daran, dass der Schulweg in die Zukunft führt und werben dafür, uns dabei positiv zu unterstützen.
Vielen Dank für Ihr Interesse an unserer Haltung. Mit freundlichen Grüßen
Sebastian Czaja, MdA
Antwort CDU
Sehr geehrter Herr Nachname,
vielen Dank für Ihre Nachricht und die damit verbundenen engagierten Ausführungen zum Zustand des Berliner Bildungssystems, welche ich mit Gewinn gelesen habe. Gerne nehme ich zu Ihren Überlegungen nachfolgend Stellung.
Tatsächlich kann ich Ihre Gedanken nur allzu gut verstehen, denn trotz eines vielfach hochmotivierten Einsatzes von Lehrern und Eltern befindet sich Berlin nach 25 Jahren SPD-Bildungspolitik in einem regelrechten Bildungsnotstand: Die Schülerinnen und Schüler schneiden in Vergleichstests schlecht ab, die Zahl der Schulabbrecher ist viel zu hoch, und rund die Hälfte der neueingestellten Lehrer sind Quer- oder Seiteneinsteiger. Bildung entscheidet über Lebenschancen. Ich möchte alle Berliner Kinder bestmöglich fördern, damit ihnen der Weg in eine gute Zukunft offensteht. Damit Aufstieg durch Bildung wieder gelingt, braucht Berlin einen echten Neustart in der Bildung.
Sie haben mit der in Ihrem Schreiben getroffenen Feststellung völlig Recht, dass auch die engagiertesten Eltern und Lehrer strukturelle Defizite nicht ausgleichen können. Deshalb hat die CDU Berlin die schulpolitische Reform zu einem ihrer Schwerpunkte gemacht. Die CDU Berlin will – wie Sie – eine andere, eine bessere Schule. Dafür geben wir den Berlinerinnen und Berlinern unser Bildungsversprechen, welches die folgenden drei Ziele beinhaltet: (i) Am Ende der Grundschule können alle Schülerinnen und Schüler ordentlich lesen, schreiben und rechnen. (ii) Alle Schüler verlassen die Schule mit mindestens der Berufsbildungsreife oder dem berufsorientierten Abschluss, und dieser Abschluss besteht nicht nur auf dem Papier, sondern die Schulabgänger sind wirklich in der Lage, eine Ausbildung erfolgreich zu absolvieren. (iii) Das Berliner Abitur hat einen Standard, der die Studierfähigkeit an allen Universitäten Deutschlands sicherstellt.
Ein zentraler Punkt, an dem das Bildungssystem in Berlin krankt, ist der eklatante Mangel an ausgebildeten Lehrkräften. Viele Probleme, die auch Sie in Ihrem Schreiben beklagen, haben eine Ursache in der sich schon seit Jahren hinschleppenden Personalmangel- Verwaltung des Senats. Viele Stellen können nur durch Quer- und Seiteneinsteiger besetzt werden. Jedes Jahr wandern Hunderte ausgebildete Pädagogen in andere Bundesländer ab.
Damit Berlin im Wettbewerb um die besten Köpfe wieder konkurrenzfähig wird, müssen wir tun, was alle anderen Länder bereits machen: Lehrer wieder verbeamten. Eine höhere Zahl von ausgebildeten Lehrern ermöglicht mehr Teamteaching, zudem mehr Unterrichtsstunden gerade für Grundschulkinder. Es ergäben sich auch ganz neue Perspektiven für Schulen in sozial schwachen Kiezen. Mehr Lehrer bedeuten auch weniger Unterrichtsausfall. Und es werden kleinere Klassen möglich, was eine Voraussetzung für eine bessere individuelle Betreuung der Kinder ist. In diesem Sinne streben wir langfristig auch eine Begrenzung der Klassengrößen an,
unserer Meinung nach sollte ein Klasse nicht mehr als 20 bis maximal 25 Schüler haben. Wir setzen zudem auf mehr Sozialpädagogen und Lehrassistenten – auch um die integrative Beschulung von Schülerinnen und Schülern mit besonderem Förderbedarf zu verbessern.
Um die Berliner Kinder auf die Schule besser vorzubereiten, werden wir die Vorschule wieder einführen. Dies hilft den Kindern, sich dann in der Schule besser zurechtzufinden – und entlastet die Schulen. Wir setzen uns für den Erhalt der Vielfalt an Schulformen ein, weil wir der festen Überzeugung sind, dass das ein unverzichtbares Mittel ist, die Talente jedes einzelnen Kindes bestmöglich zu fördern. Weitere unserer Bausteine für eine bessere Bildung in Berlin sind die Förderung der Berufsschulen, die Wiedereinführung der Sommerschulen, damit Kinder die Möglichkeit haben, Lernrückstände aufzuholen und die Einführung von verpflichtenden Deutschkurse für Kinder mit entsprechenden Förderbedarf. Wir werden zudem die Gewaltprävention an Schulen zu einem Schwerpunkt unserer Politik machen. Gewalt, Mobbing und Hassgewalt wollen wir verhindern, bevor sie großes Leid bei den Opfern hervorrufen.
Ohne gute Bildung gibt es keine gute Zukunft. Wir müssen alles dafür tun, um eine bessere Bildung unserer Kinder zu gewährleisten. Den hohen Stellenwert, den die Bildung in den Überlegungen der CDU Berlin einnimmt, können Sie übrigens auch daran ablesen, dass wir uns in unserem Wahlprogramm für die Abgeordnetenhauswahl ganz bewusst direkt im ersten Kapitel der Bildung widmen. Unter https://cdu.berlin/berlin-plan können Sie sich umfassend über unsere schul- und bildungspolitischen Vorstellungen informieren.
Ich möchte nicht schließen ohne eine Bemerkung zum 26. September. Hier handelt es sich um eine echte Richtungswahl. Ich trete an für einen echten Neustart, in der Bildung und darüber hinaus. Ich will anpacken, damit Berlin wieder an allen Stellen funktioniert. Nur eine starke CDU beendet Rot-Rot-Grün. Über Ihre Unterstützung würde ich mich daher sehr freuen.
Mit den besten Grüßen Kai Wegner
Antwort Grüne
Sehr geehrte Damen und Herren,
vielen Dank für Ihre Anfrage und ihren Einsatz für die Bildung unserer Kinder. Wir teilen Ihre Sorge und Kritik. Wir bitten um Verständnis, dass wir aufgrund der Vielzahl an gleichlautenden Mails nicht individualisiert antworten.
Zunächst möchten wir betonen: Kinder sind unsere Zukunft. Gute Schulen und Kitas sind der Schlüssel für den Bildungserfolg aller Schüler*innen.
Uns als BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN liegt das Thema Bildung besonders am Herzen und so konnten wir bereits in den letzten Jahren einige Erfolge erreichen und den jahrzehntelangen Stillstand in der Bildungspolitik beenden. Doch es bleibt noch viel zu tun und genau deswegen wollen wir mit Bettina Jarasch im Roten Rathaus Bildungspolitik in den Fokus rücken.
Wir möchten im Folgenden zu Ihren vier Kampagnenforderungen Stellung nehmen, die sich mit unserem Wahlprogramm zur Abgeordnetenhauswahl decken.
Zu 1): Ihre Forderung: Sorgen Sie dafür, dass es an Schulen mehr Zeit für Beziehungs- und Teamarbeit – und damit Entlastung für alle gibt.
Ihre erste Forderung ist eines unserer Hauptziele. Für uns ist klar: Die Kernaufgabe von Lehrkräften ist guter Unterricht und fußt auf guter Beziehungs- und Teamarbeit. Deshalb setzen wir uns für folgendes ein:
dass die Arbeitszeiten von Lehrkräften Platz für Elterngespräche, Teamsitzungen, Fortbildungen und Supervision lassen.
Bei steigendem Personal und ausreichend Schulplätzen wollen wir zudem die Stundendeputate verringern und die Größe von Klassen verkleinern.
Wir wollen Schulleitungen besser für ihre vielfältigen Aufgaben qualifizieren und sie entlasten, indem wir sie und ihre Kollegien bei Verwaltungs-, Vernetzungs- und Entwicklungsaufgaben durch zusätzliche Verwaltungsstellen an allen Schulen unterstützen.
Die Schulen sollen ein attraktiver Arbeitsplatz sein. Dazu zählen eine gute Ausstattung und moderne Technik, die funktioniert, wenn es darauf ankommt. Viele Verwaltungsaufgaben können durch neue Programme vereinfacht werden, so dass Lehrer*innen schneller sagen können: „Jetzt habe ich wieder Zeit für meine Schüler*innen.
Gute Bildung geht über Wissensvermittlung hinaus, unser Verständnis von Schulqualität ist viel breiter: Schule soll nicht nur Wissen vermitteln, sondern soziale Kompetenzen und das Miteinander fördern sowie eine stärkere Verknüpfung zwischen Lernen, Erfahren, Erforschen und Erproben gewährleisten.
Zu 2): Ihre Forderung: Sorgen Sie dafür, dass Teams aus unterschiedlichen Berufen an die Schulen kommen.
Auch diese zweite Forderung ist zentraler Bestandteil unserer Bildungspolitik. Damit Schulleitungen, Lehrkräfte und Erzieher*innen wieder mehr Zeit für die Schüler*innen haben, müssen wir sie entlasten durch Entbürokratisierung, funktionierende digitale Verwaltungsprozesse, vor allem aber den Ausbau von multiprofessionellen Teams mit klaren Aufgaben- und Rollenverteilungen.
Wir sind der Meinung: Schule als Team vielfältiger Professionen auf Augenhöhe aufzustellen, entlastet Lehrkräfte und stärkt die Qualität des Lernens. Von Erzieher*innen über IT Unterstützung, Supervision, psychologische Betreuung, Sekretariat, Reinigungskräfte und Hausmeisterei bis zu Quereinsteiger*innen aus verschiedensten Fachrichtungen sind viele verschiedene Berufe wichtig, um eine gute Bildungsqualität zu sichern.
Diversität im Team Schule ist für uns ein wichtiges Ziel. Die breite Lebenserfahrung und diverse kulturelle Hintergründe von Quereinsteiger*innen sind hierbei ein Gewinn. Ihrer pädagogischen Qualifizierung und Ausbildung für die Arbeit mit Schüler*innen muss besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Sie unterscheidet sich von der Ausbildung von Lehramtsanwärter*innen mit einem 1. Staatsexamen oder vergleichbaren Abschlüssen. Um sie für unsere Schüler*innen nutzbar zu machen, verbessern wir den Zugang von Menschen aus anderen Fachrichtungen oder mit ausländischen Abschlüssen zum Schuldienst. Wir wollen die professionelle Vielfalt und das Spektrum der Perspektiven aber nicht nur in die Schulen holen, sondern sie für die Schüler*innen auch an außerschulischen Lernorten erlebbar machen. Daher sollen zum Beispiel kulturelle Bildung, die Zusammenarbeit mit Künstler*innen und Besuche in Kulturorten fest im Rahmenlehrplan verankert werden.
Zu 3): Ihre Forderung: Sorgen Sie dafür, dass mehr Personal eingestellt und dafür die Zahl der Studien- und Ausbildungsplätze für Lehrkräfte, Erzieher*innen und Sozialarbeiter*innen massiv erweitert werden.
Als BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN unterstützen wir diese Forderung. Wir wollen mehr gut qualifiziertes Personal einzustellen und genug Studien- und Ausbildungsplätze für Lehrkräfte, Erzieher*innen und Sozialarbeiter*innen bereitzustellen.
Wir haben es bereits geschafft, dass Grundschullehrkräfte in Berlin endlich genauso viel wie die Kolleg*innen an Oberschulen erhalten (5.700 € brutto plus 150 € Berlinzulage) und mit dem neuen TVL Sozial- und Erziehungsdienst auch Erzieher*innen deutlich mehr Einkommen (über 10 % mehr) erhalten.
Doch wir müssen noch viel weiter gehen: Die Zahl der Lehramtsstudienplätze, vor allem im Grundschulbereich, wollen wir unter Wahrung der Studienqualität ausbauen, genau wie die berufsbegleitende Ausbildung von Quereinsteiger*innen, die genug Zeit für das Ankommen und Lernen in der Schule lässt und die mit einer 6- wöchigen Hospitation beginnt. Auch Absolvent*innen pädagogischer Studiengänge wollen wir den Quereinstieg ins Lehramt ermöglichen.
Außerdem soll den Studierenden genug Zeit eingeräumt werden, auch frühzeitig praktische Lehrerfahrung zu sammeln. Wir werden den Einstieg von Quereinsteiger*innen und geflüchteten Lehrkräften erleichtern, indem wir den Schuldienst auch für Lehrkräfte mit nur einem Unterrichtsfach öffnen. Wir unterstützen den Vorschlag zur Einrichtung eines Berliner Landesinstitutes, in dem die zweite Phase der Lehrerbildung sowie die Fort- und Weiterbildung zusammengefasst werden.
Damit gutes Personal auch langfristig in Berlin bleibt, wollen wir für Absolvent*innen, die sich verpflichten, nach dem Referendariat in Berlin zu bleiben, eine attraktive Zulage während des Referendariats zahlen. Wir brauchen mehr junge Menschen, die Lehrer*innen im MINT-Bereich werden wollen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Das neue Stipendienprogramm wollen wir weiter ausbauen und durch Programme zur direkten Ansprache ergänzen.
In den letzten Jahren haben wir einen umfassenden Ausbau der Ausbildungsplätze für Erzieher*innen erreicht. Hier werden wir deshalb die Entwicklungen genauestens beobachten und nur bei Bedarf eine weitere Erweiterung vornehmen.
Zu 4): Ihre Forderung: Sorgen Sie dafür, dass Diskriminierung bekämpft und schulische Teilhabe garantiert wird.
Uns als BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ist es besonders wichtig, dass Schule ein diskriminierungsfreier Ort für alle wird und auch konkret Diskriminierung bekämpft und schulische Teilhabe gefördert wird.
Den Diskriminierungsschutz von Berliner Schüler*innen werden wir systematisch ausbauen und die Institution „Schule“ diskriminierungskritisch weiterentwickeln. Hierfür werden wir verbindliche und niedrigschwellige Beschwerde- und Interventionsstrukturen etablieren, die Schüler*innen und Eltern auch über ihre Rechte nach dem Landesantidiskriminierungsgesetz aufklären und Sanktionen einleiten können.
Wir wollen eine unabhängige Beschwerdestelle für den Bildungsbereich einrichten, jeder Berliner Schule eine diskriminierungskritische Organisationsentwicklung ermöglichen, verbindliche Fort- und Weiterbildungen für pädagogisches Schulpersonal und Sozialarbeiter*innen anbieten.
Außerdem müssen diese Inhalte im Studium und in der Lehramtsausbildung stärker verankert werden. Wir wollen Unterricht etablieren und Lehrmaterialien zur Verfügung stellen, in denen unterschiedliche Familienformen und Lebenskonzepte gleichermaßen abgebildet und gewürdigt werden und in denen über alle Formen von Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus, Ableismus, Queerfeindlichkeit, Sexismus und die Stigmatisierung psychischer Krankheiten aufgeklärt wird. Im Lehrplan soll eine verbindliche, kritische Auseinandersetzung mit Kolonialismus und rassistischen und anderen diskriminierenden Stereotypen verpflichtend verankert werden.
Sexuelle Bildung muss über biologische Aufklärung hinausgehen und gezielt auch weibliche Sexualität behandeln. Queere Sexualität und die Aufklärung aller Geschlechter zu Themen der Einvernehmlichkeit und Emanzipation müssen enttabuisiert und umfassend in den Unterricht integriert werden. Dafür werden wir die Fachstellen für queere Bildung und für intersektionale Bildung weiter stärken. Wir wollen geschlechtersensible Pädagogik und Didaktik fördern, damit Kinder sich frei von Rollenstereotypen entfalten können.
Damit Schüler*innen Vielfalt und Unterschiedlichkeit positiv erleben, braucht es Vorbilder. Deshalb wollen wir den Lehrkörper diverser aufstellen und deutlich mehr Schwarze Lehrkräfte, Lehrkräfte of Color (BPoC), Lehrkräfte mit Behinderung sowie Lehrkräfte, deren Familiensprache eine andere als Deutsch ist, gewinnen und fördern. In der Lehrerbildung müssen Deutsch als Zweitsprache sowie weitere Sprachen, zum Beispiel Türkisch, als Studienfächer etabliert werden.
Zudem wollen wir, dass jede*r Jugendliche in Berlin, den für ihn oder sie bestmöglichen Schulabschluss erreicht und die Zahl der Menschen, die ohne Abschluss die Schule verlassen, deutlich reduziert wird. Ein Schulabschluss ist der Start in ein selbstbestimmtes Leben. Wir wollen ein Unterstützungs- und Qualifizierungssystem für Schulen aus einem Guss. Der bisherige Maßnahmendschungel muss gelichtet werden. Insbesondere Schulen in schwierigen Lagen wollen wir viel stärker unterstützen als bisher. Denn wir wollen alle Kinder unabhängig von ihrer Herkunft bestmöglich fördern.
Unseren ausführlichen landespolitischen Forderungen zum Thema Bildung finden sie auch in unserem Wahlprogramme für Berlin unter https://gruene.berlin/wahl-2021/gruenes-wahlprogramm
Ich hoffe, wir konnten Ihnen mit dieser Antwort unsere Positionen und Forderungen näher bringen und Sie davon überzeugen, dass uns das Thema Bildung und die Zukunft unserer Kinder genauso am Herzen liegen wie Ihnen und wir alles dafür tun werden, Bildung für alle Kinder in Berlin so gut wie möglich zu gestalten.
Mit freundlichen Grüßen
Team Bettina Jarasch
Antwort Die LINKE
Lieber Vorname Nachname,
vielen Dank für Ihre Mail. Für uns ist und bleibt es oberste Priorität, Chancengleichheit beim Zugang und Erwerb von Bildung zu gewährleisten und allen Kindern und Jugendlichen gleiche Bildungschancen zu ermöglichen – unabhängig vom Geldbeutel der Eltern, von HerkunM, Geschlecht, Aufenthaltsstatus oder einem möglichen sonderpädagogischen Förderbedarf.
DIE LINKE steht deshalb ganz klar hinter den Forderungen von „Schule muss anders“. Auch wir kämpfen für mehr Zeit für Beziehungs- und Teamarbeit, für mulSprofessionelle Teams und generell mehr Personal an Berliner Schulen. Deshalb fordern wir u.a. eine Ausbildungsoffensive für LehrkräMe, aber auch für andere pädagogische Professionen. Außerdem müssen wir die Arbeitsbedingungen an den Schulen merklich verbessern und für Entlastung sorgen, um nicht noch mehr engagierte und gut ausgebildete Lehrkräfte in die Teilzeit zu drängen oder ganz zu verlieren, denn das können wir uns schlicht und ergreifend nicht leisten.
Alle Schüler:innen haben ein Recht auf diskriminierungsfreie Bildung und Teilhabe. Wir wollen deshalb die:den AnSdiskriminierungsbeauMragte:n bei der Senatsbildungsverwaltung, aber auch die Schulpsychologischen und Inklusionspädagogischen Beratungs- und Unterstützungszentren (SIBUZe) stärken und inklusiv arbeitende Schulen besser aussta]en. Dabei sind wir davon überzeugt, dass alle Schulen inklusiv arbeiten können und müssen – auch Gymnasien.
Ein besonderes Anliegen ist es uns, die schulstufenübergreifenden GemeinschaMsschulen weiter zu stärken, die sich in der gemeinsamen Beschulung von Kindern und Jugendlichen mit und ohne BeeinträchSgung, von lernstarken und lernschwachen Schüler:innen ganz besonders verdient gemacht haben. Sie lassen kein Kind zurück und wirken sozialer Ungleichheit nachweisbar entgegen. Unser Ziel heißt deshalb: 100 neue Gemein¬schaMs¬schulen für Berlin bis 2026.
Nachlesen können Sie diese und weitere bildungspoliSsche Forderungen in unserem Wahlprogramm: h]ps://dielinke.berlin/2021/wahlprogramm/15- bildung-und-schule/
Wir sind davon überzeugt: Schule muss nicht nur anders, sie kann auch anders. Dafür werden wir uns im Rahmen möglicher KoaliSonsverhandlungen einsetzen.
Deshalb werbe ich um Ihre SSmme am 26. September.
Mit freundlichen Grüßen Ihr Klaus Lederer
Antwort SPD
Guten Tag und vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihr Engagement zur Berliner Bildungspolitik!
Es hat mich sehr gefreut, viele Vertreter:innen von Schule Muss Anders am 15.09. bei der Veranstaltung der Bürgerplattformen zu treffen. Viele der von Ihnen angesprochenen Punkte haben wir an diesem Abend bereits kurz besprochen. Heute möchte ich Ihnen noch einmal ausführlich antworten.
Doch zunächst einige grundsätzliche Worte: Für die SPD war und ist das Thema Bildung ein wesentlicher Schwerpunkt, für den wir überdurchschnittlich hohe finanzielle Mittel einsetzen. In Berlin ist Bildung von der Kita bis zur Hochschule gebührenfrei, es gibt ein kostenloses Schüler:innenticket, kostenloses Mittagessen und umfassende Ganztagesbetreuungsangebote. Chancengerechtigkeit ist für uns das zentrale Ziel, nach dem wir unsere Bildungspolitik ausrichten, damit Bildungsweg und Bildungschancen nicht von der Herkunft der Eltern abhängen.
Bildung fängt für uns nicht erst mit der Schule an: Ein wichtiger Schritt für die Bildungsintegration aller Berliner Kinder ist eine solide Sprachförderung. Mehrsprachig aufwachsende Kinder müssen beim Erwerb der deutschen Sprache besonders unterstützt werden. Wir entwickeln aktuelle Instrumente zur Sprachstanderhebung, Sprachlerndokumentation und kultursensiblen Sprachförderung weiter, um insbesondere auf die besondere Bedeutung der Sprachenvielfalt in Berlin besser eingehen zu können. Die Vielfalt der in Berlin gesprochenen Sprachen ist ein hohes Gut. Daher stärken wir weiterhin den staatlichen herkunftssprachlichen Unterricht und weiten das Sprachangebot aus.
Wir stehen für Inklusion von Anfang an: Durch den Ausbau von inklusiven Schwerpunktschulen werden wir mehr barrierefreie Bildung und Ausbildung ermöglichen. Besonders Kitas und Schulen werden noch stärker mit notwendigen therapeutischen, pflegerischen und sächlichen Mitteln ausgestattet und die Aus- und Fortbildungen (früh)pädagogischer Fach- und Lehrkräfte stärker auf den inklusiven Teilhabegrundsatz ausgerichtet. Dabei geht pädagogische Qualität und Inklusion vor Denkmalschutz in pädagogischen Einrichtungen.
Das Gute-Kita-Gesetz und der Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung sind wertvolle sozialdemokratische Flaggschiffprojekte auf Bundesebene, für die ich mich als federführende Bundesfamilienministerin eingesetzt habe. Damit wird Schritt für Schritt zu gleichwertigen Lebensverhältnissen in ganz Deutschland beigetragen. Die nun freigegebenen Bundesmittel werden wir gezielt für Verbesserungen an unseren Schulen einsetzen. Auch bei den Betriebskosten für die Schulen unterstützt der Bund die Länder ab sofort und Berlin kann mit Zuschüssen von mehr als 40 Millionen Euro jährlich rechnen, die unter anderem in Personal investiert werden können. Den Berliner Lehrkräftebedarf wollen wir eigenständig durch bedarfsgerechte Ausbildung decken und Berlin im Bundesvergleich wettbewerbsfähig machen: Keine Lehrkraft soll Berlin aus finanziellen Gründen verlassen. Durch unser Berliner Optionsmodell werden wir so vielen Lehrkräften wie möglich die Chance auf eine Verbeamtung geben und wollen einen zeitlichen Ausgleich für diejenigen schaffen, die nicht verbeamtet werden können oder wollen. Die pädagogische Kernarbeit der Lehrkräfte und Erzieher:innen braucht Unterstützung durch einen Dreiklang aus pädagogischen Fachkräften, administrativer Unterstützung und durch Personal mit besonderer Expertise aus den Bereichen Gesundheit, Inklusion und IT. Daneben soll möglichst jede Schule mindestens eine fest besetzte Stelle der Schulsozialarbeit und pädagogische Unterrichtshilfen zurückgreifen können.
Wir wollen allen unseren Kindern gerecht werden. Darum müssen wir die Schulen in sozial herausforderndem Umfeld zu den besten unserer Stadt machen. Durch geschärfte Schulprofile und angemessene Ressourcen steigern wir die Attraktivität dieser Schulen für alle Familien. Daher stehen wir auch zukünftig zum sozialdemokratischen Ansatz der Ressourcensteuerung hin zu Schulen in schwieriger Lage, egal ob mehr Lehrkräfte, weiteres pädagogisches Personal oder zusätzliche finanzielle Mittel.
Schulen, Kitas und Horte sollen zukünftig gemeinsam mit den Bezirken auf Familienarmut achten, damit alle Kinder gut aufwachsen können und die gleichen Chancen haben. Das soziale Netz hierfür wollen wir ausbauen und stärken, auch durch Kombi-Arztpraxen mit Sozialberatung. Die medizinische Versorgung sollte zusätzlich durch einen kinderärztlichen Bereitschaftsdienst ergänzt werden, der Kinder und Jugendliche in Notfällen zu Hause behandelt.
Wir arbeiten daran, Berlins Schulen zukunftsfähig zu machen und unsere Schüler:innen auf die Herausforderungen einer immer schneller werdenden digitalen Welt vorzubereiten. Kritisches Denken, Zusammenarbeit, Kommunikation und Kreativität sollen dabei vermittelt werden. Wir stellen unsere Schulen dafür gut auf: eigenständig, vernetzt, digital und baulich intakt. Saubere und baulich intakte Schulen sind eine Grundvoraussetzung für gutes Lernen. Die digitalen Kompetenzen der Pädagog:innen werden systematisch durch Fortbildungen gestärkt, so dass sie ihren Unterricht an den Ansprüchen einer modernen, digitalen Welt selbständig orientieren können.
Auch im Bereich der Fortbildung von Lehrkräften sehen wir den Bedarf der Anpassung an heutige Herausforderungen. Wir wollen ein eigenes Berliner Landesbildungsinstitut für Schule schaffen, dessen zentrale Aufgabe die Durchführung, Steuerung und Evaluation aller Maßnahmen der Aus-, Fort- und Weiterbildung für alle Beschäftigten im Berliner Schulsystem ist. Viel früher sollen Studierende etwas über die Themen Sprachbildung, (digitale) Didaktik, Medienpädagogik, außerschulische Lernorte oder diskriminierungskritische Arbeit lernen. Zudem wollen wir alle Lehrkräfte stärker sonderpädagogisch ausbilden, um unserem Ziel einer inklusiven Schule näherzukommen. Wir werten außerdem die Erziehungsberufe auf und verbessern die Rahmenbedingungen insbesondere für Fachkräfte in belasteten Sozialräumen. Wir verbessern die Vergütung in der Kindertagespflege und entwickeln diese qualitativ weiter. Fachkräfte sollen sich innerhalb des eigenen Berufsfeldes weiterentwickeln können, auch im Hinblick auf den Umgang mit digitalen Medien.
Mit einer Open-Educational-Resources-Strategie und einem attraktiven Anreizsystem wollen wir Pädagog:innen motivieren, sich zu vernetzen und ihre digitalen Lerninhalte zu teilen. Wir setzen uns für eine Weiterentwicklung des Digitalpakts Schule auf Bundesebene und für seine effiziente Umsetzung im Land Berlin ein, um für alle Schüler:innen eine gute und gleichwertige Ausstattung mit mobilen Endgeräten für das digitale Lernen zu erreichen. Darüber hinaus erhalten alle Pädagog:innen ein mobiles Endgerät, das sie sowohl für den Unterricht als auch für ihre Verwaltungsaufgaben nutzen können.
Die Arbeit mit unseren Schüler:innen muss diskriminierungsfrei sein. Wir setzen uns für eine rassismus- und kolonialsensible Überarbeitung von Rahmenlehrplan, Schulcurricula und Lehr- und Lernmaterialien ein. Wir stärken Fortbildungsmodule zu Diskriminierung, Rassismus und Postkolonialismus und führen verpflichtend diskriminierungskritische Module in die Ausbildung pädagogischer Fachkräfte ein und fördern Vielfalt bei den Pädagog:innen. Die Stelle des Polizei- und Bürgerbeauftragten beim Parlament wird weiterentwickelt, damit sie auch für Bildungseinrichtungen als unabhängige Beschwerdestelle agieren kann.
Fragen der Bildung hören nicht automatisch auf, wenn die Schulzeit vorüber ist. Wir wollen zusätzlich mit einer Ausbildungsplatzgarantie für alle jungen Menschen in Berlin eine Ausbildung ermöglichen, um einerseits den Bedarf an Fachkräften zu decken und andererseits allen jungen Menschen eine Perspektive zu bieten. Wir bekennen uns zum Grundsatz des Lebenslangen Lernens und schaffen hierfür tragfähige Netzwerke, wollen die vielfältigen Angebote der Erwachsenenbildung erhalten, inklusiv ausbauen und sie in der Berliner Verfassung verankern.
Doch damit nicht genug: Wir sehen Jugendliche als Expert:innen ihrer Lebensrealität und gesellschaftlicher Entwicklung und wollen sie darum stärker in die weitere Gestaltung Berlins einbeziehen. Wir setzen uns für ein aktives Wahlrecht ab 16 Jahren ein und ermöglichen durch die Stärkung der Jugendbildungsstätten und der Landeszentrale für politische Bildung mehr und hochwertige Angebote der politischen Bildung.
Für uns ist Bildung das Versprechen für ein gerechtes Berlin. Wir arbeiten für eine Stadt der Innovation und Zukunftsfähigkeit, eine soziale und sichere Stadt, eine ökologische Stadt, für eine Stadt der großen Chancen für jedes Kind und freuen uns dabei über Ihre Unterstützung! Wir möchten Sie an dieser Stelle herzlich einladen, unter spd.berlin/wahlprogramm unser umfangreiches Wahlprogramm anzusehen und bleiben gerne Ihr Ansprechpartner für Berliner Landespolitik und darüber hinaus.
P.S. Bitte entschuldigen Sie, dass wir wegen der zahlreichen Nachrichten von Schule Muss Anders nicht individuell auf Ihr Schreiben eingehen können. Eine umfassende Antwort war uns dennoch wichtig.
Herzlichst,
Franziska Giffey